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Traumatische Erlebnisse
Nach einem Verkehrsunfall kann sich Herr R. nicht an seine Hausnummer erinnern. Herr K. war Augenzeuge eines Autounglücks. Nachdem er festgestellt hatte, den Verunglückten nicht mehr helfen zu können, stieg er in sein Auto und fuhr etwa 800 Kilometer nach Hause. An diese Fahrt kann er sich nicht erinnern.
Traumatische Ereignisse können neben anderen Krankheitsmerkmalen auch vorübergehende Gedächtnisprobleme bewirken. Manche Opfer von traumatischen Erlebnissen berichten sogar langfristig von Merkschwäche und Lernschwierigkeiten.
Das Erleben von lebensbedrohlichen oder das Leben grundsätzlich verändernden Ereignissen verursacht in der traumatisierenden Situation einen erregten Gemütszustand, in dem das Ereignis sehr genau wie ein Film ins Gehirn eingeprägt wird. Anfangs kann ein euphorischer Zustand entstehen, in dem aber die Gefühle und auch Schmerz nicht wahrgenommen werden. In diesem Zustand kann passieren, dass selbst oft gebrauchte, gut vertraute Gedächtnisinhalte nicht erinnerlich sind wie bei Herrn R.
Der Traumatisierte ist zwar in der Lage, komplexe Handlungsabläufe durchzuführen, dennoch kann er hierfür eine Erinnerungslücke haben, wie Herr K. Dies hängt mit der Erregung zusammen, welche in der Situation entsteht und von biochemischen und hormonellen Veränderungen in unserem Körper, insbesondere im Gehirn begleitet ist.
Es ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, wie er mit traumatischen Erlebnissen umgeht. Viele verarbeiten diese Erlebnisse, beruhigen sich allmählich, dabei verschwinden auch die Gedächtnisstörungen. Die dazu notwendige Zeitspanne ist sehr individuell.
Es gibt aber auch Fälle, in welchen die Erholung von dem Trauma nicht so leicht fällt. Entweder wiederholt sich das traumatische Ereignis in der Erinnerung oder Vorstellung oder das Individuum wird durch das Trauma extrem stark erschüttert oder es kann wegen seiner Persönlichkeitseigenschaften und Fähigkeiten nur schlecht mit tiefgreifenden seelischen Verletzungen umgehen. In diesen Fällen kann sich eine posttraumatische Belastungsstörung (PTB) entwickeln.
Auch dann wird häufig über Gedächtnisprobleme geklagt. Wissenschaftler vermuten, dass es bei diesen Patienten zu Strukturveränderungen bestimmter Gehirnanteile (der Hippokampusformationen) kommen kann, die für die Verarbeitung von Informationen und Bildung von Erinnerungsengramme zuständig sind.
Meistens benötigen Patienten mit PTB fachkompetente Unterstützung. Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen, die speziell für die Behandlung dieser Störung geschult sind, können weiterhelfen. Eine derartige Psychotherapie sollte nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen frühestens 4 Wochen nach dem Trauma beginnen. Manchmal reichen psychotherapeutische Methoden aus, manchmal müssen auch Psychopharmaka eingesetzt werden, um den Heilungsprozess zu fördern. Durch die Behandlung können sich die Gedächtnisprobleme sich bedeutend bessern oder verschwinden.
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